27. September 2009

Flashlight - Der entwurzelte Baum

Grüße euch!

Auf der Zielgraden will der Sommer scheinbar nochmal gut machen, was er in den letzten Monaten versäumt hat. Glücklicherweise habe ich den wohl besten Produzenten der Welt, der mich einfach mal so mit in Urlaub nimmt. Da mein letzter Kurzurlaub mittlerweile schon wieder 6 Jahre her ist (und ein richtiger tatsächlich schon 11), kommt mir das natürlich sehr gelegen und ich freue mich auf die kleine Auszeit.

Damit ihr aber nun den versprochenen Ersteindruck von Flashlight bekommt, habt ihr hier - zumindest schonmal in schriftlicher Form - einen kleinen Einblick, in welche Richtung das Ganze gehen könnte. All das, was ihr unter diesen einleitenden Worten lesen werdet, wird im fertigen Produkt komplett eingesprochen und mit Geräuschen unterlegt sein. Was ihr hier vorfindet ist nicht zwangsläufig die erste Geschichte, die es von Flashlight geben wird (die wird, unter uns gesagt, eine in New Orleans spielende Voodoostory namens "Der Menschenfresser" werden), aber sie zeigt schonmal sehr schön, um was es in der Serie geht: Atmosphäre, Grusel und Spannung.

Die ersten Filmtests sehen auch schon ziemlich brauchbar aus, vorstellen könnt ihr euch das wie eine Art Schattenspiel, in dem nur die Konturen sichtbar sind. So wird nicht der ganze Film umgesetzt, sondern hauptsächlich mit Ton und Bildern, aber ganz ohne Bewegung bleibt die Dynamik nunmal auf der Strecke. Falls die Qualität uns aber nicht ausreichen sollte oder wir merken, dass daraus wieder ein Mammutprojekt wird, wird der bildliche Teil aber wegfallen und wir spezialisieren uns auf den Ton. Die nächsten Wochen werden die Antwort liefern! Bevor ich euch weiter mit meinem Technikgebabbel langweile, hier nun der Einstieg in eine Geschichte aus Flashlight. Es ist Herbst im Jahre 1937. Wir begleiten Joseph 'Silver' Fogarty in einen der einsamsten Winkel Schottlands.

27. Oktober, 1937

Es war eiskalt. Die Scheiben das Tudors waren beschlagen und immer wieder wischte ich mit dem Saum meines Ärmels über die Windschutzscheibe, um die Straße vor mir sehen zu können. Fahl glitzerten die Sterne über mir und die Cairngorms schienen vom Loch Ness bis hinunter nach Braemar völlig ausgestorben zu sein. Alles lag still da. Vereinzelte Gehöfte schienen menschenleer und seit vielen Jahren verlassen zu sein, weder in den Häusern noch Ställen brannte ein Licht. Der Mond versank langsam hinter dem drohend aufragenden Ben MacDhui und mir kam es beinahe so vor, als würde mich die Finsternis hier draußen zu verschlingen drohen. Zu meiner Rechten sah ich in der Ferne die Lichter eines kleinen Dorfes zwischen Wäldern funkeln. Die Häuser waren zusammengerückt und schienen sich fast, beengt von den Bäumen um es herum, ängstlich an die Hänge hinter sich zu ducken.

Die nächste Abzweigung ließ lange auf sich warten. Ich hatte diese holprige, nicht einmal verzeichnete Straße schon in den Abendstunden satt gehabt und nun begann schon der Morgen zu dämmern. Nach einer Ewigkeit, wie es mir schien, kam ich endlich auf die Straße, nach der ich so lange gesucht hatte. Nach links führte sie über eine kleine Brücke in ein Tal hinein und von dort aus hinab ins Flachland, welches noch vom Mond beschienen wurde, hier aber herrschte bedrückende Finsternis und meine Laune hob sich mit jeder Meile, die ich näher an das Dörfchen herankam, welches ich von dem Schleichweg aus gesehen hatte. Die Straße schlug Haken wie ein Hase, doch ich fuhr langsam und mit Bedacht. Nach einer Weile erreichte ich den Wald, den ich aus der Ferne gesehen hatte und ich fragte mich, wie jemand ohne Lampe oder Fackel durch diese erdrückende Finsternis finden sollte. Die Kegel meiner Scheinwerfer, die sich normalerweise sacht nach rechts und links verliefen, schienen in diesem Wald an den Rändern wie abgeschnitten zu sein. So schienen mir die Lichter einiger Fenster vor mir wie ein Leuchtfeuer, als ich näher kam.

Ich schaltete nicht, sondern drosselte die Geschwindigkeit etwas und glitt, für einen Tudor bemerkenswert leise, in die Hauptstraße des Dorfes, die schon wesentlich heller war als die Straße durch den dichten Wald. Die Häuser waren alt und verfallen, als habe sich ewig niemand mehr darum gekümmert. Die Fenster jener Häuser, die zum Waldrand wiesen, waren zugenagelt worden. Die Hauptstraße schien die einzig nennenswerte Straße zu sein, die durch das Dorf führte und sie endete auf einem großen, runden Platz, an dem ein großes Wirtshaus stand. In der Mitte des Platzes war ein Ring aus alten Steinen aufgestellt worden, doch zunächst bemerkte ich all diese Dinge nicht. Das, was mir sofort ins Auge sprang, war ein uralter Baum, der umgestürzt und in das Dach des Wirtshauses geschlagen war. An der Wurzel des Baumes stand ein neuer, aber nun unbrauchbarer Auburn Convertible. Seine Motorhaube war von der Wucht des Aufpralls förmlich zerdrückt worden. Eine Schande, musste dieses Auto bei dieser Ausstattung doch annähernd 2000 Pfund gekostet haben. Ich öffnete die Tür und trat mit einem Bein heraus, doch nun endlich bemerkte ich den Pulk, der sich in einer Gasse neben dem Wirtshaus lautstark auf einen jungen Mann stürzte, der verzweifelt zu entkommen versuchte. Auf allen Vieren kroch er auf den Platz zu, doch ein alter Mann mit wutverzerrter Fratze hielt sein Bein fest, in der anderen Hand eine rostige Axt haltend. Der Junge drehte sich auf den Rücken, trat nach dem Mann und schaffte es endlich, auf die Beine zu kommen. Ich, wie ich nun mal bin, betrachtete all dies mit einer gesunden Ablehnung. Das wird schon alles seine Richtigkeit haben, dachte ich bei mir. Doch als der Junge weinend auf mich zugestürzt kam, mit blutender Stirn, gebrochener Nase und zerfetztem Hemd, verfolgt von Teufeln mit Mordlust in den Augen, eingerahmt in das unwirkliche, rote Licht der ersten Sonnenstrahlen, da wusste ich, dass ich mich nicht heraushalten können würde.

Junge: „Steigen Sie wieder ein! Los!! Fahren sie! Bringen Sie mich weg hier! Die töten mich! Die töten uns!!“


Soviel zum Intro. Zur Geschichte sei gesagt, dass dieser Junge das Schutzsymbol des Dorfes, nämlich den Baum, mit seinem Wagen umgefahren hat und somit das Dorf den mysteriösen Wesen, die in den umliegenden Wäldern umherstreifen, preisgegeben hat. Seit dieser Baum dort stand hatten sie das Dorf nicht mehr betreten, hatten keine Dorfbewohner entführt, verletzt, gefressen oder welche Horrorgeschichten man sich auch immer seit jenen Tagen abends am Kamin erzählte. Aber genau dies wird passieren, wenn die Dunkelheit hereinbricht.

Silver muss den Jungen an einem blutroten Abend vor dem sicheren Tod bewahren, bevor die Entscheidung fällt, als die Nacht aus den Wäldern hervorkriecht.

Näheres gibt es in Kürze! Bis dahin verabschiede ich mich in den Urlaub und liefere nächstes Wochenende dann auch endlich erstes Film- bzw. Tonmaterial ab. Bis dahin, gehabt euch wohl!

Urlaubsreif,
Euer SteffL
CEO of Art Deco Pictures

10. September 2009

Flashlight

Guten Morgen!

Eigenartig eigentlich, dass ich um so eine Zeit schon wach bin. Egal! Langsam aber sicher nähert sich der Herbst. Leider. Der Sommer war viel zu kurz und viel zu dürftig, um jetzt schon vorbei zu sein, aber was soll man machen. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber der Herbst ist für mich immer geprägt von einer gewissen Melancholie und einem eigenartigen Gefühl, das mich an den richtigen Orten fast an Grusel erinnert. Die fallenden Blätter, die Feuchtigkeit, der Nebel... Die Luft scheint so manches Mal zu knistern. Und schließlich endet all dies mit Samhain, mit Halloween, der Nacht der Geister, wo sich die Tore zwischen den Welten öffnen und den Toten für eine Nacht Einlass in unsere Welt gewährt wird.

Gruselig, nicht? Ich bin ein Gruselfan und um dieser Leidenschaft zu fröhnen, haben mein Produzent Marcel und ich vor einigen Jahren ein Konzept für eine kleine Serie gegründet, die dieses Halloween beginnen wird, Halloween aber nicht als Thema behandeln wird. Ich höre förmlich, wie sich die Augen rollen, aber keine Bange! Dabei handelt es sich um keine riesig aufwändigen Filme, sondern um atmosphärische, an Hörbücher und Graphic Novels erinnernde Geschichten, eine Mischung aus stilisierten, sparsam eingesetzen Bildern und ausuferndem Sound, auf dem das Hauptaugenmerk liegt. Die Episoden sollten in einem völlig dunklen Raum mit aufgedrehten Surroundboxen genossen werden, auf dass es einen ganz fürchterbar gruselt.

Was Flashlight genau ist werde ich offen lassen für den Oktober. Anfangend mit dem Ende des Monats werde ich ein paar kleine Teaser erstellen, bis die erste Flashlight Episode zu Halloween erscheint, mit denen ihr euch selbst euren Reim machen könnt. Hier das Intro.


Es liegt in der Natur des Menschen,

sich vor der Dunkelheit zu fürchten.

Vor dem,

was in der undurchdringlichen Finsternis lauern könnte.

Nur wenige schätzen das Unwissen, das die Dunkelheit ihnen verleiht.

Nicht die Finsternis ist das, was man fürchten sollte,

sondern das,

was im Schein der Taschenlampe lauert.



Ich hoffe, ich konnte eure Neugier wecken. Schaut einfach mal Anfang Oktober wieder herein, dann solltet ihr hier den ersten Teaser vorfinden. Genießt die letzten Tage des Sommers und tankt noch ein paar Sonnenstrahlen, bevor wir uns gemeinsam in den düsteren, gruseligen Herbst begeben. Aber vergesst eure Taschenlampe nicht!

Schauderhaft,
Euer SteffL
CEO of Art Deco Pictures

25. Juni 2009

Es geht wieder los...

Grüße euch!

Wenn der liebe Gott so will und ich am 7.7. meine mündliche Abschlussprüfung bestehe, könnt ihr einen drauf lassen, dass das hier nicht das Letzte ist, was ihr dieses und kommendes Jahr von Jimbo seht. Und ich rede nicht von weiteren Bildern und kleinen Youtube Clips!




Entschlossen,
Euer SteffL
CEO of Art Deco Pictures

18. Mai 2009

Grimm Intro

Grüße euch!

Meine schriftliche Abschlussprüfung liegt nun endlich hinter mir und ich fühle schon eine große Last von mir fallen. Nur noch die mündliche Prüfung steht zwischen mir und der Freiheit, endlich wieder an unseren Filmen arbeiten zu können. Um die hoffentlich bald folgende Bilder- und Videoflut einzuleiten, präsentiere ich euch heute einen ersten Rohschnitt des Intros zu "Grimm", der animierten Märchenserie, die wir planen. Irgendwann wird diese auch sicherlich auf den Weg gebracht, aber erstmal müssen wir uns noch um einen rachedurstigen Hammerschwinger kümmern.



Viele Dinge müssen noch geschliffen und poliert sowie einige Platzhalter entfernt werden. Außerdem fehlt die komplette zweite Hälfte des Intros, aber alles zu seiner Zeit. Ich hoffe, ihr hattet Spaß daran und ich freue mich schon darauf, irgendwann demnächst ein weiteres Video hochzuladen.

Motiviert,
Euer SteffL
CEO of Art Deco Pictures

15. März 2009

Aus gegebenem Anlass

Grüße euch!

Wer mich kennt weiß, dass ich unheimlich gerne Video- und Computerspiele spiele. Das können harmlose Vertreter wie Super Mario Galaxy oder The Legend of Zelda sein, oder aber auch mittlerweile verbotene und beschlagnahmte Titel wie Manhunt oder Soldier of Fortune. Ich hab sie alle gespielt, halte mich aber für einen grundvernünftigen Menschen (mit Ausnahmen). Da in den letzten Tagen diese unsägliche Killerspiel-Diskussion wieder aufflammt, habe ich mich, wenn es auch nicht zum Thema des Blogs passt, dazu entschieden, ein paar Worte dazu zu schreiben.

Ich sage es vorher: Das hier war das erste und letzte Mal, dass ich dieses saublöde K-Wort benutzt habe, das von ein paar hysterischen Hühnern erfunden wurde, die zu faul waren, sich richtig zu informieren. Das Wort steht weder in irgendeinem Wörterbuch noch ergibt es irgendeinen Sinn.

Ein Amoklauf ist eine furchtbare Sache. Mord ist niemals schön, weder auf den Schlachtfeldern verschiedener Kriege, noch in einem verschlafenen Städtchen wie Winnenden oder in Erfurt einige Jahre zuvor - bei letzteren trifft es ob der Unvorhersehbarkeit aber besonders hart. Auf die erste Stille nach dem Schock folgt die Aufbereitung und es ist nur natürlich, dass man einen Schuldigen sucht. Hitler war nach dem Zweiten Weltkrieg wohl die richtige Person, die man beschuldigen konnte, es gibt aber auch Beispiele in der Menschheitsgeschichte, die zeigen, wie schnell man einen Sündenbock gefunden hat und wie rigoros gegen diese armen Teufel vorgegangen wird, obwohl er vielleicht völlig unschuldig ist.

Wo wir gerade beim Zweiten Weltkrieg waren: Nehmen wir die Juden! Wie oft wurde ihnen irgendwas in die Schuhe geschoben, wofür sie gar nichts konnten? In Folge der Pest wurde abertausende Juden gefoltert und ermordet, weil die Menschheit einfach noch nicht weit genug war, die wirklichen Ursachen zu erforschen. Bei der Hexenverfolgung war es ähnlich: Dinge, die der Mensch zu jener Zeit nicht verstand, wurden für verschiedenste Dinge beschuldigt und ausgemerzt. Nun, viele hundert Jahre später, wissen wir, wie albern all dies eigentlich wäre, wenn es nicht durch seine Grausamkeit schockieren würde. Ich will nicht sagen, dass sich dies heutzutage wiederholt, aber das, was in den Medien dieser Tage gezeigt wird, lässt einige Parallelen erkennen. Edmund Stoiber hat zum Thema der gewalthaltigen Computerspiele mal gesagt "Dieses Dreckszeug hat in den deutschen Kinderstuben nichts verloren". Ich entgegne darauf, dass so ein verbohrter, konservativer Polemiker niemals in eine Position gelangen dürfte, in der er so viele (ebenso desinformierte) Zuhörer mit diesen hintergrundslosen Verhetzungen beeinflussen kann, frei nach dem Motto "Mit leerem Kopf nickt es sich leichter".

Der Amokläufer hat am Vorabend Far Cry 2 gespielt, einen Ego Shooter, in dem man in Afrika verschiedene Aufträge erledigt - ein Großteil dieser Aufgaben besteht darin, Menschen zu töten. Zur Überraschung vieler Spielegewalt-Kritiker handelt es sich dabei nicht um Schulmädchen oder Rollstuhlfahrer, sondern um Menschenhändler, Drogenbarone, Warlords und Verbrecher. Natürlich muss man sich trotzdem die Frage gefallen lassen, warum Gewalt in Spiele überhaupt nötig ist. Nun, wieso enthalten so viele Filme Gewalt? Wieso finden Filme wie "Saw" reißenden Absatz? Warum bekommt ein Film wie "No Country For Old Men" so viele Oscars, wenn die Gewaltdarstellung so explizit ist? Ganz einfach: Gewalt ist ein Stilmittel, ebenso wie Liebe, Humor, Tragik o.ä. Gewalt lässt uns Angst fühlen, Abscheu, teilweise vielleicht Genugtuung; jedenfalls ist sie aus der Medienlandschaft nicht mehr wegzudenken. Wenn Thomas Harris mich in seinem Buch "Hannibal" dazu zwingt mir vorzustellen, wie ein Mensch bei lebendigem Leib von Wildschweinen aufgefressen oder das Hirn eines lebenden Menschen (teilweise von ihm selbst) verspeist wird - und ich diese Dinge mit meiner eigenen Vorstellungskraft zu Bildern in meinem Kopf umwandeln muss, finde ich das wesentlich verwerflicher als die Version von Ridley Scott, der mir diese furchtbaren Gedankengänge abnimmt und mir einfach nur das Ergebnis zeigt, noch dazu mit einer hübschen Julianne Moore und einem fantastischen Anthony Hopkins. Gewalt in der Literatur unterscheidet sich augenscheinlich von der Gewalt in Spielen nur dadurch, dass man den Mord in einem Spiel selbst vornimmt, interaktiv - denkt man aber nun mal genauer drüber nach, konstruiere ich den Mord beim Lesen in meinem Kopf wesentlich detaillierter und aktiver, als es in einem Spiel jemals der Fall wäre, ganz gleich, wie brutal das Spiel eigentlich ist.

Aber welche Wirkung hätte es schon zu schreiben, dass der Amokläufer am Abend zuvor ein Killerbuch gelesen hat? Literatur hat sich seit Jahrtausenden auf der Erde etabliert, sie ist eine der ältesten Kunstformen der Geschichte und durch die Dauer ihrer Anwesenheit hat sie sich ihr Anwesenheitsrecht erkämpft, Videospiele hatten gerade mal ein bisschen mehr als 30 Jahre, und ebenso wie Rock'n'Roll zu seiner Zeit wird Neuem erstmal mit Ablehnung begegnet – abseits der politschen Ausrichtung sind die meisten Menschen, besonders die Älteren, einfach sehr konservativ eingestellt. „Es hat bisher auch ohne geklappt!“, denkt man sich, und sobald es zu irgendetwas Negativem kommt, kann erstmal nur diese furchtbare Neuheit Schuld sein. Es interessiert niemanden, ob der Täter jahrelang gemobbt und gedemütigt wurde, ob er sozial isoliert war, ein Einzelgänger, für den der Gang in die Schule jeden Tag in Erwartung weiterer Demütigungen eine Qual war, ob er vielleicht sehr intelligent war, aber einfach keine Motivation hatte zu lernen und sich nun in einer Ausbildung befand, die er gar nicht machen wollte, die ihn in eine Zukunft führte, die er nicht leben wollte, ob seine Eltern sich nicht für ihn interessierten (was der Fakt, dass er ein Spiel gespielt hat, dass für sein Alter noch gar nicht freigegeben war, nur unterstreicht). Nein, das einzige, was zählt, war dieses verdammte Spiel, und nur dieses verdammte Spiel kann der alleinige Grund sein, warum dieser junge Mensch diese furchtbare Tat begangen hat, diese Verzweiflungstat. Den Tod so vieler junger Menschen etwas so Trivialem wie einem Computerspiel unterzuordnen ist nicht nur pietätslos und unrealistisch, sondern eine deutliche Demonstration der Hilflosigkeit, in der sich viele „Experten“ und „Spezialisten“ der Medienlandschaft Deutschlands nun befinden. Aus Erklärungsnot folgt Schuldzuweisung, und wie schon vor Jahrhunderten ist ein Schuldiger schnell gefunden – und ganz gleich, ob man da den Richtigen erwischt hat oder jemand völlig Unschuldigen schlicht für seine Anwesenheit bestraft: Man fühlt sich einfach besser, wenn man einen Sündenbock hat.

Ich behaupte, die wahren „Täter“ des Amoklaufs von Winnenden waren nicht nur der 17jährige Amokläufer (dessen Tat ich, sollte das jetzt anders klingen, ebenfalls aufs schärfste verurteile), sondern seine Eltern, seine Klassenkameraden, seine Lehrer. Seine Eltern, die ihn vermutlich schon in seiner Kindheit mit Waffen in Verbindung gebracht haben, die ihn Computerspiele haben spielen lassen, die für sein Alter gar nicht zugelassen sind und die einfach so an ihm vorbeigelebt haben, dass er in der Stille und Einsamkeit seines Zimmers wunderbar seine Gewaltphantasien schüren konnte und sich in gewalttriefende, alternative Welten mittels seines PCs flüchten konnte. Flüchten vor dem Mobbing und der Demütigung durch seine Mitschüler, denen noch die geringste Schuld zuzuweisen ist, weil ihnen vielleicht einfach noch die emotionale Reife fehlte. Defizite, die die Lehrer hätten ausmerzen können durch Gespräche, Zukunftsaussichten; Dinge, die dem Jungen die Angst vor der Schule hätten nehmen können. Dinge, die ihm die Angst vor der Zukunft hätten nehmen können. Denn nichts anderes war der Amoklauf von Winnenden: Ein Akt der Angst eines einsamen, verwirrten Menschen, dem niemand die Chance eingeräumt hat, ein beschauliches Leben zu führen.

Vernünftig,
Euer SteffL
CEO of Art Deco Pictures

22. Januar 2009

Gut Ding will... Ach, vergiss es.

Grüße euch!

Ich muss mich jetzt einmal sammeln und etwas tun, was ich schon vor langer Zeit hätte tun sollen: Pause. Ich zeigte euch in den letzten Jahren nichts anderes als die Tatsache, dass ich irgendwie nicht in der Lage bin, irgendwelche Filmprojekte zu Ende zu bringen. Seit einiger Zeit habe ich gesundheitlich ein wenig zu kämpfen und meine Abschlussprüfung rückt immer näher. Die Schule habe ich schleifen lassen und möchte nun nicht riskieren, dass ich die Ausbildung kurz vor ihrem Ende noch in den Sand setze. Bei meinem lieben Produzenten sieht es ganz ähnlich aus: Auch, wenn die Meinung über Studenten auseinandergeht, muss auch Marcel sich mit seinem Studium rumschlagen, zusehen, dass er Leistungen bringt und das Studium irgendwann erfolgreich beendet. Kurzum: Wir haben beide momentan absolut keine Zeit, uns um unsere Filme, Gedichte, Bücher – unsere ganzen kreativen Baustellen - zu kümmern. Das tut mir sehr leid, denn ich weiß, dass ich dazu neige, immer erstmal alle furchtbar neugierig zu machen auf die neuen Projekte, die wir planen, aber ein fertiges Produkt kam nun wirklich selten dabei heraus. Ein Running Gag ist es mittlerweile schon, aber bevor ich euch wirklich verärgere, versuche ich, meine Euphorie zurück zu schrauben und euch nur noch zu zeigen, was es wirklich schon zu zeigen gibt.

Grimm war auch so etwas. Hätte ich unten nur nicht „Winter“ drauf geschrieben! Also bitte: Denkt euch diesen Teil einfach weg und seht es als weitere Idee, die bei Gelegenheit – wenn Marcel und ich der eisigen Umklammerung unserer Verantwortlichkeiten entflohen sind - umgesetzt wird. Mit Jimbo ist es ähnlich: Das Projekt haben wir richtig begonnen, als ich meinen Zivildienst absolvierte und danach einige Monate tatenlos rumsaß. Da entstand so ziemlich alles, was ihr bisher zu sehen bekommen habt. Es ist nur wirklich schwer, eine so große Aufgabe neben der Ausbildung unter Dach und Fach zu kriegen, weshalb ich nach wie vor um eure Geduld bitten muss. Auch, wenn ich es noch so gerne hätte, aber die Filme sind nunmal nicht unsere Einnahmequelle, weshalb wir das Ganze erstmal nach hinten stellen müssen.

Mit der Zeit schlichen sich erste Ermüdungserscheinungen durch die Hintertür herein. Ich habe, egal ob auf der Arbeit, in der Schule oder auf Seminaren nur noch unzureichend Lust, Stoff und Aufgaben zu verfolgen, die für mein Leben, wie ich es vorgesehen habe, absolut unerheblich sind – ein Gedanke, der letzten Endes sogar anfing, an meiner Gesundheit zu nagen. Aus diesem Gedankenspiel (und einigen Alpträumen, wie ich sie gezwungenermaßen hege) entstand aus diesen Gedanken ein neues Konzept, wohl pessimistischer und düsterer als alles, was hier jemals entstanden ist oder gezeigt wurde. Ich habe, wieder mal, nur ein Bild für euch, das euch hoffentlich gefällt. Was ihr darauf seht, darüber dürft ihr gerne streiten, mehr – und vor allem ein Datum – gibt es aber erst, wenn es soweit ist.



Ich danke euch, wieder mal, für eure Geduld und euer Interesse. Kämen die ganzen Rückmeldungen nicht und würde mich mein Produzent nicht immer mal wieder anspornen und inspirieren, hätte ich das Ganze schon längst aufgegeben. Aber bevor ich wieder zum Thema oben genannten Projektes zurückkehre, lasse ich euch mit diesem düsteren Eindruck erstmal allein und wünsche euch nachträglich einen guten Start ins neue Jahr, viel Gesundheit und dass ihr das Glück genießt, eure Träume verfolgen zu können, ohne dabei über Gebirgsketten und durch tiefe Wälder kraxeln zu müssen.

Ehrlich,
Euer SteffL
CEO of Art Deco Pictures