27. September 2009

Flashlight - Der entwurzelte Baum

Grüße euch!

Auf der Zielgraden will der Sommer scheinbar nochmal gut machen, was er in den letzten Monaten versäumt hat. Glücklicherweise habe ich den wohl besten Produzenten der Welt, der mich einfach mal so mit in Urlaub nimmt. Da mein letzter Kurzurlaub mittlerweile schon wieder 6 Jahre her ist (und ein richtiger tatsächlich schon 11), kommt mir das natürlich sehr gelegen und ich freue mich auf die kleine Auszeit.

Damit ihr aber nun den versprochenen Ersteindruck von Flashlight bekommt, habt ihr hier - zumindest schonmal in schriftlicher Form - einen kleinen Einblick, in welche Richtung das Ganze gehen könnte. All das, was ihr unter diesen einleitenden Worten lesen werdet, wird im fertigen Produkt komplett eingesprochen und mit Geräuschen unterlegt sein. Was ihr hier vorfindet ist nicht zwangsläufig die erste Geschichte, die es von Flashlight geben wird (die wird, unter uns gesagt, eine in New Orleans spielende Voodoostory namens "Der Menschenfresser" werden), aber sie zeigt schonmal sehr schön, um was es in der Serie geht: Atmosphäre, Grusel und Spannung.

Die ersten Filmtests sehen auch schon ziemlich brauchbar aus, vorstellen könnt ihr euch das wie eine Art Schattenspiel, in dem nur die Konturen sichtbar sind. So wird nicht der ganze Film umgesetzt, sondern hauptsächlich mit Ton und Bildern, aber ganz ohne Bewegung bleibt die Dynamik nunmal auf der Strecke. Falls die Qualität uns aber nicht ausreichen sollte oder wir merken, dass daraus wieder ein Mammutprojekt wird, wird der bildliche Teil aber wegfallen und wir spezialisieren uns auf den Ton. Die nächsten Wochen werden die Antwort liefern! Bevor ich euch weiter mit meinem Technikgebabbel langweile, hier nun der Einstieg in eine Geschichte aus Flashlight. Es ist Herbst im Jahre 1937. Wir begleiten Joseph 'Silver' Fogarty in einen der einsamsten Winkel Schottlands.

27. Oktober, 1937

Es war eiskalt. Die Scheiben das Tudors waren beschlagen und immer wieder wischte ich mit dem Saum meines Ärmels über die Windschutzscheibe, um die Straße vor mir sehen zu können. Fahl glitzerten die Sterne über mir und die Cairngorms schienen vom Loch Ness bis hinunter nach Braemar völlig ausgestorben zu sein. Alles lag still da. Vereinzelte Gehöfte schienen menschenleer und seit vielen Jahren verlassen zu sein, weder in den Häusern noch Ställen brannte ein Licht. Der Mond versank langsam hinter dem drohend aufragenden Ben MacDhui und mir kam es beinahe so vor, als würde mich die Finsternis hier draußen zu verschlingen drohen. Zu meiner Rechten sah ich in der Ferne die Lichter eines kleinen Dorfes zwischen Wäldern funkeln. Die Häuser waren zusammengerückt und schienen sich fast, beengt von den Bäumen um es herum, ängstlich an die Hänge hinter sich zu ducken.

Die nächste Abzweigung ließ lange auf sich warten. Ich hatte diese holprige, nicht einmal verzeichnete Straße schon in den Abendstunden satt gehabt und nun begann schon der Morgen zu dämmern. Nach einer Ewigkeit, wie es mir schien, kam ich endlich auf die Straße, nach der ich so lange gesucht hatte. Nach links führte sie über eine kleine Brücke in ein Tal hinein und von dort aus hinab ins Flachland, welches noch vom Mond beschienen wurde, hier aber herrschte bedrückende Finsternis und meine Laune hob sich mit jeder Meile, die ich näher an das Dörfchen herankam, welches ich von dem Schleichweg aus gesehen hatte. Die Straße schlug Haken wie ein Hase, doch ich fuhr langsam und mit Bedacht. Nach einer Weile erreichte ich den Wald, den ich aus der Ferne gesehen hatte und ich fragte mich, wie jemand ohne Lampe oder Fackel durch diese erdrückende Finsternis finden sollte. Die Kegel meiner Scheinwerfer, die sich normalerweise sacht nach rechts und links verliefen, schienen in diesem Wald an den Rändern wie abgeschnitten zu sein. So schienen mir die Lichter einiger Fenster vor mir wie ein Leuchtfeuer, als ich näher kam.

Ich schaltete nicht, sondern drosselte die Geschwindigkeit etwas und glitt, für einen Tudor bemerkenswert leise, in die Hauptstraße des Dorfes, die schon wesentlich heller war als die Straße durch den dichten Wald. Die Häuser waren alt und verfallen, als habe sich ewig niemand mehr darum gekümmert. Die Fenster jener Häuser, die zum Waldrand wiesen, waren zugenagelt worden. Die Hauptstraße schien die einzig nennenswerte Straße zu sein, die durch das Dorf führte und sie endete auf einem großen, runden Platz, an dem ein großes Wirtshaus stand. In der Mitte des Platzes war ein Ring aus alten Steinen aufgestellt worden, doch zunächst bemerkte ich all diese Dinge nicht. Das, was mir sofort ins Auge sprang, war ein uralter Baum, der umgestürzt und in das Dach des Wirtshauses geschlagen war. An der Wurzel des Baumes stand ein neuer, aber nun unbrauchbarer Auburn Convertible. Seine Motorhaube war von der Wucht des Aufpralls förmlich zerdrückt worden. Eine Schande, musste dieses Auto bei dieser Ausstattung doch annähernd 2000 Pfund gekostet haben. Ich öffnete die Tür und trat mit einem Bein heraus, doch nun endlich bemerkte ich den Pulk, der sich in einer Gasse neben dem Wirtshaus lautstark auf einen jungen Mann stürzte, der verzweifelt zu entkommen versuchte. Auf allen Vieren kroch er auf den Platz zu, doch ein alter Mann mit wutverzerrter Fratze hielt sein Bein fest, in der anderen Hand eine rostige Axt haltend. Der Junge drehte sich auf den Rücken, trat nach dem Mann und schaffte es endlich, auf die Beine zu kommen. Ich, wie ich nun mal bin, betrachtete all dies mit einer gesunden Ablehnung. Das wird schon alles seine Richtigkeit haben, dachte ich bei mir. Doch als der Junge weinend auf mich zugestürzt kam, mit blutender Stirn, gebrochener Nase und zerfetztem Hemd, verfolgt von Teufeln mit Mordlust in den Augen, eingerahmt in das unwirkliche, rote Licht der ersten Sonnenstrahlen, da wusste ich, dass ich mich nicht heraushalten können würde.

Junge: „Steigen Sie wieder ein! Los!! Fahren sie! Bringen Sie mich weg hier! Die töten mich! Die töten uns!!“


Soviel zum Intro. Zur Geschichte sei gesagt, dass dieser Junge das Schutzsymbol des Dorfes, nämlich den Baum, mit seinem Wagen umgefahren hat und somit das Dorf den mysteriösen Wesen, die in den umliegenden Wäldern umherstreifen, preisgegeben hat. Seit dieser Baum dort stand hatten sie das Dorf nicht mehr betreten, hatten keine Dorfbewohner entführt, verletzt, gefressen oder welche Horrorgeschichten man sich auch immer seit jenen Tagen abends am Kamin erzählte. Aber genau dies wird passieren, wenn die Dunkelheit hereinbricht.

Silver muss den Jungen an einem blutroten Abend vor dem sicheren Tod bewahren, bevor die Entscheidung fällt, als die Nacht aus den Wäldern hervorkriecht.

Näheres gibt es in Kürze! Bis dahin verabschiede ich mich in den Urlaub und liefere nächstes Wochenende dann auch endlich erstes Film- bzw. Tonmaterial ab. Bis dahin, gehabt euch wohl!

Urlaubsreif,
Euer SteffL
CEO of Art Deco Pictures

10. September 2009

Flashlight

Guten Morgen!

Eigenartig eigentlich, dass ich um so eine Zeit schon wach bin. Egal! Langsam aber sicher nähert sich der Herbst. Leider. Der Sommer war viel zu kurz und viel zu dürftig, um jetzt schon vorbei zu sein, aber was soll man machen. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber der Herbst ist für mich immer geprägt von einer gewissen Melancholie und einem eigenartigen Gefühl, das mich an den richtigen Orten fast an Grusel erinnert. Die fallenden Blätter, die Feuchtigkeit, der Nebel... Die Luft scheint so manches Mal zu knistern. Und schließlich endet all dies mit Samhain, mit Halloween, der Nacht der Geister, wo sich die Tore zwischen den Welten öffnen und den Toten für eine Nacht Einlass in unsere Welt gewährt wird.

Gruselig, nicht? Ich bin ein Gruselfan und um dieser Leidenschaft zu fröhnen, haben mein Produzent Marcel und ich vor einigen Jahren ein Konzept für eine kleine Serie gegründet, die dieses Halloween beginnen wird, Halloween aber nicht als Thema behandeln wird. Ich höre förmlich, wie sich die Augen rollen, aber keine Bange! Dabei handelt es sich um keine riesig aufwändigen Filme, sondern um atmosphärische, an Hörbücher und Graphic Novels erinnernde Geschichten, eine Mischung aus stilisierten, sparsam eingesetzen Bildern und ausuferndem Sound, auf dem das Hauptaugenmerk liegt. Die Episoden sollten in einem völlig dunklen Raum mit aufgedrehten Surroundboxen genossen werden, auf dass es einen ganz fürchterbar gruselt.

Was Flashlight genau ist werde ich offen lassen für den Oktober. Anfangend mit dem Ende des Monats werde ich ein paar kleine Teaser erstellen, bis die erste Flashlight Episode zu Halloween erscheint, mit denen ihr euch selbst euren Reim machen könnt. Hier das Intro.


Es liegt in der Natur des Menschen,

sich vor der Dunkelheit zu fürchten.

Vor dem,

was in der undurchdringlichen Finsternis lauern könnte.

Nur wenige schätzen das Unwissen, das die Dunkelheit ihnen verleiht.

Nicht die Finsternis ist das, was man fürchten sollte,

sondern das,

was im Schein der Taschenlampe lauert.



Ich hoffe, ich konnte eure Neugier wecken. Schaut einfach mal Anfang Oktober wieder herein, dann solltet ihr hier den ersten Teaser vorfinden. Genießt die letzten Tage des Sommers und tankt noch ein paar Sonnenstrahlen, bevor wir uns gemeinsam in den düsteren, gruseligen Herbst begeben. Aber vergesst eure Taschenlampe nicht!

Schauderhaft,
Euer SteffL
CEO of Art Deco Pictures